• Spendenaktion für den Senegal

    Das HAG unterstützt mit der Senegal-AG schon lange das Internat in Salémata. Dr. Ute Gierczynski-Bocandé, in Senegal lebend und ehemalige Schülerin unserer Schule, hat der Senegal-AG jetzt einen Hilferuf gesendet. Das Schülerwohnheim, das 100 Schüler*innen ermöglicht, weiterführende Schulen zu besuchen, muss kommendes Jahr schließen, wenn nicht für weitere Monate der Unterhalt sichergestellt werden kann.

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  • Der hörbare Adventskalender - Vol. 5

    Bereits seit Mitte Oktober arbeiten die Redakteure unseres Schulradios fleißig an der Neuauflage des hörbaren Adventskalenders. Bereits zum fünften Mal wird in Kooperation mit der Schulseelsorge des HAG vom 1. Dezember an wieder jeden Tag ein Radiotürchen geöffnet, um die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen. Darüber hinaus laden die Fachgruppen Religion der LTS und des HAG die Schulgemeinschaft herzlich zu einem lebendigen Türchen ein. Am 10.12.2024 um 18 Uhr gibt es vor dem Hautpteingang Punsch, Kekse, Lagerfeuerlieder und eine Geschichte zu hören.

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  • Weihnachtsferien

    Wir wünschen allen Schüler:innen, Eltern und Kolleg:innen frohe Weihnachten und schöne Feier- und Ferientage! Trotz der Weihnachtsferien können Sie das Hannah-Arendt-Gymnasium in dringenden Fällen auch vor Wiederbeginn des Unterrichts direkt erreichen.

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Reden zum Volkstrauertag - ARCHIV

Rede zum Volkstrauertag 2021

Am 14. November 2021 haben wieder Schülerinnen und Schüler des HAG an der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Barsinghausen teilgenommen. Im Philosophiekurs PL122 unter der Leitung von Alban Peters haben sie eine Rede verfasst, die Sie hier im Wortlaut nachlesen können. Eine Audioversion finden Sie auf den Seiten des Spalterradios unter www.han-nah.de/radio.

 

Sehr geehrte Mitmenschen,

1926 fand der erste Volkstrauertag statt. Initiiert wurde dieser Tag vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, um der deutschen Soldat:innen zu gedenken, die im ersten Weltkrieg gefallen waren. Der Volkstrauertag wurde später bereitwillig von den Nazis des Dritten Reichs übernommen und zu einem „Heldengedenktag“ gemacht. Die gefallenen Soldat:innen wurden nun als Held:innen verehrt. 1945 wurde der Gedenktag ausgesetzt, 1948 fand er wieder statt. Nach der Bundesregierung dient der Volkstrauertag heute, um aller Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen zu gedenken sowie zur Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden.

Neonazis verstehen den Volkstrauertag heute noch als Heldengedenktag, um die gefallenen Soldat:innen des zweiten Weltkrieges als Held:innen zu verehren, so zum Beispiel im Thüringer Friedrichroda oder im Mecklenburg-Vorpommerschen Rostock. Mit Blick auf die Geschichte des Tages fragen wir uns, ob und wie wir ihn in Zukunft wahrnehmen können. Ist uns bewusst, dass der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge diesen Tag und mit Unterstützung des Bundes Gräber, darunter auch solche von SS-Mitgliedern oder KZ-Kommandanten, auf über 825 Kriegsgräberstätten noch heute betreut? Distanzieren wir uns genug von dem „Heldengedenktag“? Thematisieren wir die deutsche Täter:innenschaft, wenn wir unterschiedslos über gefallene Soldat:innen oder über Gewaltherrschaft sprechen?

Besonders an diesem Tag darf nicht ignoriert weden, wie verbreitet die Ideologie des Nationalsozialismus noch in unserer Gesellschaft ist. Auf der Grundlage der Ideologie des Nationalsozialismus enstand der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), der 1999 zur Ermordung von Menschen mit Migrationsgeschichte aus rassistischen Motiven gebildet wurde. Anfang November hat sich die Selbstenttarnung des Nationalsozialisitschen Untergrunds zum zehnten Mal gejährt. Die Taten des NSU gelten als die größte rechte Mord- und Anschlagsserie der Bundesrepublik Deutschland. In den Jahren 2000 bis 2007 ermordete der NSU zehn Menschen. Bei weiteren Anschlägen wurden zahlreiche Menschen teilweise schwer verletzt. Von den Angehörigen der Opfer der rassistischen Mordserie des NSU und den Überlebenden der Anschläge wurde schon früh auf einen möglichen rassistischen Hintergrund der Taten hingewiesen. Die Sicherheitsbehörden und die Presse erkannten die Mord- und Anschlagsserie aber nicht als das, was sie war. Öffentliche Bekanntheit erlange der NSU erst ab dem 4. November 2011, als die beiden Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos tot einem brennenden Wohnmobil entdeckt wurden und Beate Zschäpe ihre Wohnung abbrannte und Bekennervideos versandte.

Die Erfahrungen aus dem NSU-Komplex zeigen, dass die Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt endlich ernstgenommen werden müssen. Den Betroffenen muss zugehört werden und ihre Perspektive muss im Vordergrund stehen. Am Anfang der Beschäftigung mit dem Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU darf daher nicht die Auseinandersetzung mit den Täter:innen, deren Gewaltaten keinesfalls entschuldbar sind, stehen. Am Anfang der Beschäftigung mit diesem Jahrestag muss das Gedenken an die vom NSU Ermordeten stehen. An Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.

Auch Hannah Arendt erkannte, dass das Gedenken an die Opfer im Vordergrund stehen muss. „Die größten Übeltäter sind jene, die sich nicht erinnern, weil sie auf das Getane niemals Gedanken verschwendet haben, und ohne Erinnerung kann sie nichts zurückhalten.“ Sie zeigt, wie wichtig die Erinnerung an Gewalttaten und das Nachdenken über das eigene Handeln für die Gesellschaft sind. Es darf kein Schlussstrich unter die Auseinandersetzung mit den Gewalttaten gezogen werden, weil sich sonst die Geschichte wiederholt. Dabei ist die Aufgabe unserer Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt und das Versprechen des „Nie wieder“ eingehalten wird.

Es ist also ebenfalls wichtig, nicht nur die Täter:innenseite zu problematisieren, sondern auch der Opfer zu gedenken, Versöhnung zu stiften und an die Verantwortung für das eigene Handeln zu erinnern.

Denn der Gedenktag bleibt mehr als nur ein Kalenderdatum, an dem etwas in sich gekehrt und nachgedacht wird. Vielmehr bietet er die Möglichkeit, über Geschehnisse aus Gegenwart und Vergangenheit nachzudenken, die uns berühren. Das können historische, kulturelle oder religiöse Ereignisse sein, bei denen Gewalt und Unterdrückung zu viel Leid und Ungerechtigkeit geführt haben. Dabei gibt es nicht das eine Ereignis oder die eine Begebenheit, der sich zu gedenken lohnt. Es zählt alleine die Tatsache, dass wir versuchen, die Fehler der Vergangenheit als solche zu erkennen. Der Opfer von Gewalttaten zu gedenken und wahrzunehmen, welches Leid ihnen und ihren Familien widerfahren ist.

Vielleicht ist der Volkstrauertag der erste Schritt in die richtige Richtung: zu versuchen, füreinander da zu sein und füreinander einzustehen, vor allem in den schweren Zeiten.

Die Schweigeminute hilft uns, nicht zu vergessen, nicht zu vergessen
Sie erinnert daran, innezuhalten und nachzudenken,

Unsere Gedanken auf die Menschen zu beschränken,
denen wir sonst wenig Zeit in unserem Leben beimessen.

 In diesem Sinne bitten wir um eine gemeinsame Schweigeminute.

 --- Schweigeminute ---

 Vielen Dank.

 

Text: Philosophie-Leistungskurs der Q2, PL122 (Pe)

Vortrag: Florian Kremser, Lukas Meyer, Paul Waßmann, Chiara Widdel

Diesen Text hören

Eine Rede zum Volkstrauertag

Ihre Gedanken zum Volkstrauertag haben die Teilnehmer*innen des Kurses PL2 auch in diesem Jahr in einer Rede abgefasst, die Sie hier nachlesen können. In diesem Jahr stehen unter Eindruck der Ereignisse der letzten Wochen besonders Überlegungen zu Extremismus, Rassismus und Terror im Vordergrund.

Zur Rede 2020

Philosophie im Radio

Erstmals wurden Beiträge zum Volkstrauertag in diesem Jahr auch in unserem Schulradio übertragen. Neben dem Gedankenexperiment und der Rede des Kurses PL2 kamen hier auch Menschen zu Wort, die ihre eigenen Erfahrungen mit Krieg, Vertreibung und Flucht schilderten.

Zum Spalterradio

Eine Schweigeminute

Der Volkstrauertag mit seiner traditionellen Schweigeminute gibt uns jährlich die Gelegenheit, der Opfern von Krieg, Gewalt und Terror zu gedenken - aber an wen denken wir dabei überhaupt? Welche Ereignisse sind wichtig genug, um Eingang in das kollektive Gedächtnis zu finden? Kann eine Schweigeminute institutionalisiert werden, wenn sich doch vorwiegend Persönliches - Gedanken und Erinnerungen - hinter dem Schweigen verbergen? Der Kurs PL1 hat sich dem Ritual "Schweigeminute" in sehr persönlichen Betrachtungen angenähert.

Eine Schweigeminute

Rede zum Volkstrauertag 2019

Foto: S. Sell

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Vertreter des Rates, der Verwaltung, der Vereine,
liebe Mitschülerinnen und Mitschüler.

Ungefähr 20 Millionen Menschen sind während des Ersten Weltkriegs gestorben, mindestens 55 Millionen Tote gab es im Zweiten Weltkrieg, dem größten militärischen Konflikt in der Geschichte der Menschheit. Immer wieder sterben Menschen in Krieg und gewaltsamen Konflikten durch die Hand anderer Menschen.

Vor genau 100 Jahren gründete sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Auf seine Initiative geht der Volkstrauertag zurück. Ein Tag des Ehrengedenkens an die Gefallenen des Krieges. Väter, Brüder, Söhne. Ein zwar einender, aber ein nationalistischer Appell: die Männer zu ehren, die für Deutschland ihr Leben ließen. Nur folgerichtig ließen die Nationalsozialisten den Tag in „Heldengedenktag“ umbenennen, um ihn für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Nach dem Krieg gibt es erneut umso mehr Anlass zum Trauern. Tote, Gefallene, Vermisste. Seit 1952 gedenken wir in Deutschland immer zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag an diesem stillen Tag der Opfer grausamer Gewaltherrschaft. – Aber wer weiß das heute tatsächlich noch, ohne Google danach zu fragen? Wer nutzt diesen Tag wirklich noch, um der Opfer zu gedenken? Wenige. Wie viele Barsinghäuser sind jetzt zu Hause und haben keine Ahnung davon, welcher Tag heute ist? Viele. Kann man deshalb sagen, dass der Volkstrauertag abgeschafft werden sollte, wenn sowieso nicht das ganze Volk trauert? Sollte vielleicht der Tag deshalb umgestaltet werden, um dem Volkstrauertag wieder mehr Relevanz und Bedeutung zu geben und damit dieser mehr Aufmerksamkeit bekommt? 

Vor 105 Jahren begann der erste Weltkrieg, er endete vor 101 Jahren. In dieser Zeit haben Menschen wieder einmal erfahren, zu welchen Grausamkeiten sie fähig sind; was für ein Leid wir anderen Menschen zuführen können. Es starben viele Menschen durch die Hand eines anderen Menschen. Ich sage das bewusst, da es nicht richtig ist, dass so etwas geschieht. Jeder Mensch hat das Recht zu leben. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges dachten die Menschen, es wäre vorbei, das Leid hätte ein Ende. Sie hätten daraus lernen sollen. Jedoch: 21 Jahre später begann der zweite Weltkrieg. Weitere sechs Jahre gaben und nahmen Menschen Leben. Wieder starben etliche Menschen. Sinnlos. Wir haben uns hier versammelt um ihrer zu gedenken. Kriege sind Kämpfe um Macht, das brauchen wir nicht. Wir stehen hier versammelt im gemeinsamen Gedenken, versammelt als eine Gemeinschaft.

Ja, als eine Gemeinschaft, als ein Volk -? Können wir den Begriff des Volkes eigentlich heute noch verwenden? Ist er nicht bereits veraltet? So wie uns heute der Name des Volkstrauertages auch eher altertümlich erscheint? Sollten wir ihn nicht neu definieren? Volk erscheint vielen belastet. Viele verbinden diesen Begriff mit den negativen Ereignissen aus der Zeit des Nationalsozialismus, dem arischen Volk, der überlegenen Rasse; und heutzutage hören wir ihn vorrangig bei den Demonstrationen von Pegida und anderen rechten Zusammenschlüssen. Ein Volk, das erscheint hier als etwas Natürliches, Gegebenes, Unveränderliches. Es lässt in diesem Sinne keinen Platz für Neues oder gar Fremdes. Lässt sich der Begriff „Volk“ auch weiterhin so nutzen und unsere Definition von Zugehörigkeit und Gemeinschaft darauf aufbauen? Können wir so von einem Volkstrauertag sprechen? Wir gedenken unserer Gefallenen, unserer Opfer zweier Weltkriege, unserer Toten – befördern wir auf diese Weise nicht weiter nationalistisches Denken?

Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um gemeinsam zu trauern. Aber was bedeutet Trauer überhaupt? Verlust. Schmerz. Emotionalität. Das Gefühl, etwas verloren zu haben. Etwas, das eine Leere hinterlässt, die sich nicht mehr füllen lässt. Aber wo ist diese Leere? Wer trauert an solchem Tag wirklich noch? Ist es der jüngeren Generation überhaupt noch möglich, über diesen Anlass zu trauern? Denn wo soll Schmerz entstehen, wenn kein persönlicher Bezug besteht? Sie erinnern sich, aber sie können niemals in dem Ausmaß trauern, wie es die Zeitzeugen tun. Diejenigen, die das Leid des Krieges, die seine Nachwirkungen unmittelbar erlebt haben. Das ist zunächst nicht schlimm, aber sollte gerade deswegen nicht wenigstens die Erinnerung bewahrt werden? Die Erinnerung soll uns helfen, niemals wieder Grausamkeiten solcher Art zu erfahren. Deswegen haben wir uns heute hier zusammengefunden. Um gemeinsam zu trauern und zu erinnern.

Wohl auch aus diesem Grund: Unsere Lokalpolitik überlegt ebenso wie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, ob und wie man den Volkstrauertag umgestalten müsste. Könnte man diesen Tag mit nicht auch Welttrauertag nennen? Bei aller Berechtigung von Erinnerung und Zurückdenken: Wir sollten nicht nur auf das Alte, in die Vergangenheit zurückschauen, sondern auch in die Gegenwart. Das, was vor 100 Jahren in Europa geschehen ist, passiert heutzutage in anderen Ländern der Welt – trotz aller Erinnerung, trotz allen Gedenkens, das Europäer Jahr für Jahr zelebrieren, obwohl wir an die Ereignisse aus der Vergangenheit denken, die unseren Kontinent mehrfach an den Abgrund führten, deren Folgen uns allen bewusst sind. Aber wir denken dabei in erster Linie an die Gefallenen und die Opfer hier in Deutschland, in Europa. Ist das nicht egoistisch? Wir gedenken unserer Toten. Sollten wir nicht an alle denken, an die, die damals gestorben sind, aber auch an die, die heutzutage noch sterben? An die, die hier gestorben sind; an die, die anderswo sterben?

Wir Schülerinnen und Schüler sind zugleich die Vertreter der wohl letzten Generation, von denen einige noch Zeitzeugen kennenlernen durften. Die ihnen noch zuhören konnte, die noch gemeinsam mit ihnen zurückdenken konnte. Wir alle leben gemeinsam auf einer Erde. Wir dürfen gemeinsam auf dieser unserer Erde leben. Es gibt so vieles, was wir gemeinsam schaffen können. Jedoch können wir genauso viel gemeinsam zerstören.
Oft hört man die Worte: „Wir leben in Frieden“. Doch was bedeutet Frieden eigentlich? Frieden ist ein Privileg, welches kein Privileg sein sollte. Wir in Deutschland haben dieses Privileg. Zumindest in der Art, wie die Menschen z. B. in Syrien es nicht haben. Wir müssen nicht mit der Angst leben, dass alle paar Minuten eine Bombe neben uns einschlagen könnte. In Syrien rechnen die Menschen damit, dass es passieren kann. Für sie ist es momentan normal.
Wir rechnen nicht damit – das heißt jedoch nicht, dass es uns nicht passieren kann. Jeder von Ihnen weiß, dass Frieden selten für immer ist. Wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dieser Frieden erhalten bleibt. Auch dazu ist der heutige Tag wichtig.
Doch bedeutet unser Frieden hier nicht, dass es keine Konflikte in der Welt gibt.
Aber wie wird die Welt künftig mit Konflikten umgehen? Wie weit trägt unser mahnendes Wort, wann lassen wir Menschen Taten sprechen? Ein wichtiger Aspekt des Friedens ist das Recht auf ein unbeschwertes Leben, welches jeder Mensch so leben kann, wie er möchte, solange er anderen nicht schadet. Diskriminierung, die Unterscheidung von Menschen in besser und schlechter, ist leider im 21. Jahrhundert weiterhin ein Thema. Für diese Menschen herrscht kein Frieden, wenn sie abgelehnt, ausgestoßen, verprügelt oder in die Flucht gedrängt werden.

Sie, meine Damen und Herren, Sie sind heute hier. Sie sind Vertreter des Rates, der kommunalen Verwaltung, der Vereine, der Schulen. Sie alle vertreten unsere Gemeinschaft. Sie vertreten die Wähler, die Stadtgemeinschaft, die Bürgerinnen und Bürger, die sich zu Vereinen zusammenschließen, die unsere vielfältige Stadt­gesellschaft prägen. Wir sind heute hier als Vertreter der Schulen, als die junge Generation. Wer, wenn nicht wir alle, sind das Volk, die Gemeinschaft?
Doch es ist leider nicht schwer zu übersehen, dass nur sehr wenig jüngere Leute vor Ort sind. Wenn sie nicht in einem Verein mit großem Jugendengagement aktiv sind oder, so wie wir, stellvertretend für ihre Schule sprechen, gibt es nur sehr wenige Beteiligte. Die Jugend ist nicht gegen den Volkstrauertag. Warum auch? Viele haben ja gar keinen Bezug mehr zu ihm. Was ist der Volkstrauertag? Wo macht man das? Warum? und: Wie nehme ich teil? Das Volk, das sind doch noch mehr Menschen als wir. Warum fehlt nur so vielen der Bezug und auch die Motivation, sich einzubringen? Dies wurde und wird gerade jetzt wieder diskutiert und auch wir in unserem Philosophiekurs sprachen darüber. Gerade Schüler könnten an den Geschichtsunterricht anknüpfend an dieser Veranstaltung teilnehmen. Es klingt vielleicht banal, aber auch eine gewisse öffentliche Werbung wäre eine Möglichkeit, den Volkstrauertag zurück in die Köpfe der Menschen zu bringen. Schweigen wir den Tag darum nicht tot und glauben wir nicht, dass es ein Tabuthema wäre. Reden wir mit den Menschen um uns herum. Freunde, Verwandte, Kinder, Enkel. Es geht darum, die Erinnerung wieder präsenter zu machen.

Wir können nicht erwarten, dass Zehntausende Barsinghäuser sich heute um ein Ehrenmal versammeln. Aber als die hier heute anwesenden Vertreter können wir den Gedanken dieses Tages wieder zurücktragen. In die Politik, in die Verwaltung, in die Vereine, in die Schulen.

Lassen Sie uns enden mit einem Zitat Hannah Arendts, der Namensgeberin unserer Schule. Das Wagnis unseres politischen Handelns – und nur aus diesem Grund sind wir heute hier – beschreibt sie sehr anschaulich mit einem Faden, den jeder von uns in das bestehende Netz der Beziehungen einschlägt; sie fährt fort: „Was daraus wird, wissen wir nie. Wir sind alle darauf angewiesen zu sagen: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Das gilt für alles Handeln. Einfach ganz konkret, weil man es nicht wissen kann. Das ist ein Wagnis. Und nun würde ich sagen, daß dieses Wagnis nur möglich ist im Vertrauen auf die Menschen. Das heißt, in einem – schwer genau zu fassenden, aber grundsätzlichen – Vertrauen in das Menschliche aller Menschen. Anders könnte man es nicht.“

Lassen Sie uns Tage wie den heutigen nutzen, an diesem Vertrauen gemeinsam zu arbeiten.

Lassen Sie uns gemeinsam das Menschliche im Menschen entfalten.

Lassen Sie uns zum Gedenken an die Opfer der Kriege in Europa und der Gewalttaten in aller Welt – früher und heute – nun eine Schweigeminute einlegen.

…[Schweigeminute]…

Vielen Dank.

 

 

Textgrundlage:
Maria Pridöhl

Ergänzung und Überarbeitung:
Der Q1-Philosophiekurs PL2

Vortrag:
Maria Pridöhl, Luca Palenzuela Villan, Annika Schneider

Rede zum Volkstrauertag 2018

Fotos: R. Borczyk

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

heute ist ein sehr besonderer Tag, und wir alle haben uns dazu entschieden, uns an genau diesen Tag zusammenzufinden, um im Zuge des Volkstrauertages, der vor nunmehr beinahe 100 Jahren ins Leben gerufen worden ist, zum Anlass der zahlreichen Kriegsopfer des ersten und wie wir heute wissen, bald auch des zweiten Weltkrieges, zu gedenken, zu trauern und zu erinnern. Dieser Tag ist aber auch deswegen ein besonderer, weil wir heute zum ersten Mal das Ende des ersten Weltkrieges mit 100 Jahren Abstand betrachten können. 100 Jahre: Was für eine unvorstellbare Zeitspanne. Und doch wird kaum einem von uns der Begriff des Krieges ein fremder sein. Kriegerische Auseinandersetzungen, Terror und Elend, das sind Umstände, die für einen großen Teil der Erdbevölkerung unter Alltag zu verstehen sind. Krieg und der damit einhergehende Mord scheinen in unseren Augen sinnlos zu sein, weil wir das Glück haben, zu verstehen wie wertvoll jedes einzelne Menschenleben ist, wie einmalig, wie unwiderruflich. Wie grausam der Tod Unschuldiger sein kann und als wie schrecklich sich der Überlebenskampf auf den Schlachtfeldern der Welt wirklich erweist, das durften die meisten von den hier Anwesenden durch alles Glück der Welt niemals erfahren. Die Menschen, um die wir heute trauern, konnten dieser Erfahrung nicht entfliehen. Die Menschen um die wir heute trauern, haben erfahren, wie es sich anfühlt, zu kämpfen, obwohl der Tod bereits kalt im Nacken liegt. Sie haben ganz nach militaristischem und nationalistischem Vorbild gemordet und individuelle Leben ausgelöscht, um ihr eigenes Leben und das ihrer Geliebten zu retten und zu schützen. Viele von ihnen in dem Glauben, dass es gerecht und notwendig sei.  

(Sprecherwechsel) Das, sehr geehrte Damen und Herren, ist Krieg! Was hätten die Menschen noch erleben können, was für eine für eine Zukunft hätte diese Menschen wohl erwartet, wenn man sie ihnen nicht entrissen hätte, gewaltvoll, ohne irgendeine Moral?  
Wir haben uns heute an diesem Tag versammelt, um zu erinnern. Aber bitte, lassen Sie uns nicht falsch erinnern. Lassen Sie uns nicht die Helden feiern, die ihrem Tod tapfer ins Auge geblickt haben, sowie man es stolz im Zuge des Nationalsozialismus auf deutschem Boden tat, um im Zuge dessen einen Krieg zu rechtfertigen, der alles davor Dagewesene in Grausamkeit übertreffen konnte. Lassen Sie uns verstehen, wie wertvoll, wie einzigartig jeder Tropfen menschlichen Blutes und wie grausam und sinnlos gerade deswegen jeder vergossene Tropfen Blut auf irgendeinem Schlachtfeld dieser Erde, zu egal welchem geschichtlichen Zeitpunkt ist.  

(Sprecherwechsel) Auch die größten Philosophen dieser und vergangener Zeit können den Sinn des Lebens nicht definieren. Genauso wenig, wie den Sinn des Todes. Wie viele von uns glauben und hoffen auf ein Leben nach dem Tod? Wer von uns hat noch nie den Wunsch geäußert, eine von uns gegangene Person an einem anderen Ort ein letztes Mal zu begegnen? Charlie Chaplin sagte vor langer Zeit einmal: „Suche nicht nach dem Sinn des Lebens, sondern gib ihm einen!“
Sind all diese Menschen, derer wir heute gedenken umsonst gestorben? War der Tod dieser zahlreichen Individuen ohne Sinn?
So schwer sie auch sein mag, auf diese Frage gibt es eine Antwort: Nein! Es ist unsere Aufgabe, dem Tod der Menschen von damals einen Sinn zu geben, indem wir erinnern, verstehen, und handeln!  

(Sprecherwechsel) Hannah Arendt, Philosophin des 20. Jahrhunderts und Namensgeberin der Schule unseres Jahrgangs, schreibt dazu sehr prägnant: „So wie ich mein eigener Partner bin, wenn ich denke, bin ich mein eigener Zeuge, wenn ich handle.“ Handeln Sie nicht vernunftlos! Folgen sie nicht den Nationalisten, Populisten und Extremisten, die gerade in der heutigen Zeit mehr und mehr Einfluss gewinnen, die die Millionen Opfer von Nationalismus und kriegerischem Schrecken missachten! Folgen Sie nicht denen, die nicht trauern. Folgen sie nicht denen, die den Frieden, für den schon so viel Blut vergossen worden ist, aktiv gefährden.
Denn „Menschen, die nicht denken, sind wie Schlafwandler“, Hannah Arendt hat auch das erkannt.

(Sprecherwechsel) Wir sind heute hier erschienen, um zu erinnern, wir erinnern uns an Millionen unschuldiger Kriegsopfer, aber unsere Aufgabe ist es doch viel mehr, zu verstehen. Denn nur wenn wir verstehen, was diesen zahlreichen Menschen das Leben nahm, können wir richtig erinnern. Und nur wer richtig erinnert, ist in der Lage, richtig zu handeln. Lassen Sie uns nicht zusehen, meine Damen und Herren. Lassen Sie uns nicht verdrängen. Lassen Sie den Tod dieser Menschen nicht sinnlos werden. Wir sind alle, jeder wie er ist, mit der Fähigkeit gesegnet, zu lernen. Wir alle können uns dazu einsetzen, dass die Gräueltaten des Krieges nie wieder auf deutschen, europäischen oder irgendeinem Boden auf diesem Planeten stattfinden wird. Wir alle müssen es als unsere Aufgabe verstehen, Menschenleben zu retten, anstatt sie zu vernichten. Und auch, wenn es nie leicht sein mag, der eine kleine Fisch zu sein, der gegen den Strom ankämpft, können wir uns allesamt den Mut geben, den wir brauchen, um den Krieg auf der Welt zu verhindern und zu beenden. Denn nur ein Toter Fisch schwimmt mit den Strom.  

(Sprecherwechsel) Lassen Sie uns zusammen trauern! Lassen Sie uns um die unzähligen Opfer von Krieg und Unrecht trauern. Lassen Sie uns um all die, die Gewalt erleben mussten und müssen trauern. Lassen Sie uns alle gemeinsam zeigen, dass wir verstanden haben und dass wir erinnern.
Ich möchte Sie nun bitten zum Zeichen der Trauer und des Gedenkens mit uns eine Schweigeminute einzulegen.  

-Schweigeminute-

Dankeschön.

 

 

Text der Rede:
Dominik Schröter, Q2

Überarbeitung und Ergänzung:
Marvin Laesecke und der Philosophiekurs der Q2

Vortrag:
Dominik Schröter, Marvin Laesecke, Q2

Rede zum Volkstrauertag 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitmenschen,

wir haben uns heute am Volkstrauertag hier versammelt, um der unzähligen Opfer von Kriegen, Terror und Gewalt zu gedenken. Der Volkstrauertag ist älter als die Bundesrepublik selber. Er geht zurück auf einen Vorschlag des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, um an die unzähligen Opfer des Ersten Weltkrieges zu erinnern, in der Hoffnung, dass die Erinnerung an den Schrecken und all das Leid eine Mahnung sei, die den Frieden sichern könne.

Heute, fast 100 Jahre später, müssen wir leider zugeben, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllt hat. Dem Ersten Weltkrieg folgte der Zweite Weltkrieg, der wieder Millionen von Menschen sinnlos das Leben kostete. Mittlerweile haben wir hier bei uns das Glück, dass die Idee des Friedens weitestgehend zur Realität wurde. Weitestgehend.

Noch immer herrschen Terror, Hass und Angst auf dieser Welt. Täglich sterben Hunderte von Menschen an deren Folgen. Menschen müssen ihre Heimat verlassen, verlieren ihre Familien, brechen auf in eine ungewisse Zukunft ohne jegliche Sicherheit. Jedes Jahr gibt es am Volkstrauertag mehr Menschen,derer wir gedenken müssen, und das sollte uns zu "denken" geben. Ich selber habe nie Krieg erfahren müssen. Ich bin in Frieden aufgewachsen, musste nie um mein Leben fürchten und dieser Frieden war immer selbstverständlich. Doch nicht alle Menschen meiner Generation hatten dieses Glück, was mir immer selbstverständlich erschien. Auch bei uns am Hannah-Arendt-Gymnasium gibt es Schüler mit Fluchterfahrung, unter anderem in den beiden Sprachlernklassen. Viele von ihnen mussten bereits um ihr Leben fürchten, alles zurücklassen und in ein fremdes Land gehen, in dem sie nicht unbedingt von allen herzlich empfangen wurden. Sie haben Dinge erlebt, die meine Generation hier in Deutschland, sich nicht einmal annähernd vorstellen kann. Sie haben ihre Angehörigen und ihre Freunde verloren oder zurücklassen müssen. Je länger ich darüber nachdenke, wie viel Glück ich habe, in Frieden aufwachsen zu können, umso dankbarer werde ich.

Gleichzeitig stellen sich mir die Fragen, wie es sein kann, dass trotz all dem Geschehenen noch immer nicht überall Frieden herrscht.

Hat die Menschheit nichts aus ihren Fehlern gelernt?

Wie kann es sein, dass nach wie vor im Namen verstiegener Ideologien Millionen von Menschen sinnlos ihr Leben lassen müssen?

Wie kann es sein, dass Menschen, die unsere Hilfe benötigen, abgewiesen werden?

Und vor allem, wie kann man dies alles ändern?

Können wir überhaupt etwas ändern?

Sind wir als Einzelne nicht eigentlich machtlos in Anbetracht der großen Macht, die die Regierungen dieser Welt besitzen? Sind es nicht sie, die über Krieg und Frieden entscheiden? Hier möchte ich auf Hannah Arendt, die Namensgeberin unserer Schule, verweisen. Sie sagte einmal "Macht [...] besitzt eigentlich niemand, sie entsteht zwischen Menschen, wenn sie zusammen handeln [...]." Demnach wären es also nicht unsere Regierungen, die über Krieg und Frieden entscheiden. Es sind die Menschen selber. Wir alle zusammen haben die Macht, Frieden zu schaffen und zu wahren.

Grundvoraussetzung hierfür ist die menschliche Pluralität, wie Hannah Arendt sie beschreibt: das gemeinsame Handeln der Einzigartigen. Pluralität ist zugleich die Gleichheit aller Menschen, welche Kommunikation und gemeinsames Handeln überhaupt erst möglich macht, und die gleichzeitig vorhandenen Verschiedenheit aller Menschen, die die Kommunikation und das gemeinsame Handeln erforderlich macht.

Gleichermaßen gehört zum Handeln das Denken, das Nachdenken, das Hinterfragen. Sich eine eigene Meinung bilden und nicht blind der Meinung anderer folgen. Und zum Denken und Handeln wiederum gehört das Verstehen. Das Verstehen von Vergangenem und damit verbunden das Erinnern, was wir an Tagen wie heute betreiben. Erinnern heißt verstehen. Genau wie die menschliche Pluralität eine Voraussetzung des gemeinsamen Handelns ist, ist die Einsamkeit eine Voraussetzung des Denkens. In der Einsamkeit ziehe ich mich, wie Hannah Arendt es beschreibt, in ein "Zwiegespräch zwischen mir und mir selbst" zurück und stelle mir die Frage, ob ich so, wie ich handle, mit mir selbst in Frieden leben kann, woraus meine Urteilsbildung resultiert. Dieses Zwiegespräch zwischen mir und mir selbst ist also das Selbstdenken, welches für das gemeinsame Handeln erforderlich ist.

Dieses Selbstdenken ist nicht nur eine Möglichkeit, die wir ergreifen können, wenn uns gerade der Sinn danach steht, oder eben auch nicht ergreifen können. Im Gegenteil, es ist unsere Pflicht, selber zu denken und die einzige mögliche Grundlage dafür, moralisch zu handeln. Aufgrund der menschlichen Pluralität ist das Denken und Handeln immer ein Auseinandersetzen mit anderen Menschen und wird somit zu einer moralischen Notwendigkeit. Denke ich nicht, bevor ich handle, auch an meine Mitmenschen, sondern handle beispielsweise aus purem Egoismus, dann ist meine Handlung keine moralische mehr und trägt somit nicht dazu bei, den Zustand der Welt zu verbessern.

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass ich alleine durch Selbstdenken, Hinterfragen und Nachdenken die Welt schon zu einem besseren Ort machen kann. So schwierig klingt dies eigentlich nicht, im Gegenteil, und trotzdem ist es das. Wie kann das sein? Immanuel Kant schrieb: "Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen [...], dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben [...]." Kurz gesagt, der Grund, wieso ein Großteil der Menschen nach wie vor nicht selber denkt, sondern blind der Meinung anderer folgt, ist schlichtweg die mit dem Selbstdenken und Handeln verbundene Anstrengung und Angst vor Eigenverantwortung, also pure Bequemlichkeit.

Das Resultat dieser Bequemlichkeit können wir sehen. In den Kriegen die nach wie vor herrschen. An den schutzsuchenden Menschen, die zu uns kommen und unsere Hilfe benötigen. Und auch an den Menschen, die diese wiederum abweisen wollen.

Aber kann diese Bequemlichkeit eine Entschuldigung sein? Eine Entschuldigung dafür, schlimme Dinge geschehen zu lassen, lediglich, weil man es als zu anstrengend empfindet, selber zu denken und entsprechend zu handeln? Weil man zu feige ist, sich der Wahrheit zu stellen? Die Augen zu verschließen, weil es keine offensichtliche Antwort gibt? Und das vor dem Hintergrund, dass eigentlich nur das Denken, das Zwiegespräch zwischen mir und mir selbst, nötig ist, um moralisch handeln zu können?

Ich denke die Antwort ist offensichtlich: Nein.

Denken heißt stets kritisch denken. Es ist immer notwendig, sich auch selber zu hinterfragen und das Urteil, das aus dem Zwiegespräch hervorgeht zu überprüfen. Erst dann kann man verstehen. Natürlich kann dies anstrengend oder mühevoll sein.

Aber ist die Chance, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, nicht alle Mühen und Anstrengungen wert? Ich denke schon.

Darum lassen Sie uns diesen Volkstrauertag nutzen:

In erster Linie zum Gedenken an die unzähligen Gefallenen zweier Weltkriege. Zum Gedenken an die unzähligen Menschen, die durch Krieg aus ihren Familien gerissen wurden und bis heute Lücken hinterlassen haben. Zum Gedenken an die unzähligen zivilen Kriegsopfer. Zum Gedenken an die unzähligen Ermordeten, die aufgrund verstiegener Ideologien sinnlos ihr Leben lassen mussten. Zum Gedenken an all die Opfer von Krieg, Hass, Vertreibung und Terror.

Das Gedenken der Toten ist für uns Mahnung, aus der Vergangenheit Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen und danach zu handeln. Wann immer und wo immer wir heute helfen können, wenn wir einen Beitrag leisten können, Versöhnung zu schaffen, wenn wir helfen können, Menschen vor Gewalt und Terror zu schützen, dann müssen wir es tun. Wir müssen moralisch handeln. Wir dürfen nicht wegschauen, nur, weil dies bequemer für uns wäre. Lassen Sie uns uns die Aussage von unserem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zu Herzen nehmen. Er sagte vor dem Hintergrund der belasteten deutschen Geschichte: "Wir werden vor denen, die heute verfolgt sind und bei uns Schutz suchen, die Tür nicht verschließen."

Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern, aber wir können sie verstehen, aus ihr lernen und dafür sorgen, dass sich Fehler nicht wiederholen.

Darum lassen Sie uns diesen Volkstrauertag auch dazu nutzen, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen der Hoffnung und des gemeinsamen Handelns. Lassen Sie uns aus der Vergangenheit lernen und durch gemeinsames Handeln eine Zukunft schaffen. Eine glückliche, friedliche Zukunft für alle Menschen. Nicht nur in Deutschland oder Europa. Eine friedliche Zukunft für die Welt, die nicht selbstverständlich ist, weshalb ihre Bedeutung umso größer sein wird und eine Zukunft, die in Anbetracht der Vergangenheit auch nie selbstverständlich erscheinen wird. Darum ist es wichtig, dass wir uns an Tagen wie heute mit der Vergangenheit beschäftigen und uns erinnern, um zu verstehen, damit wir Schlüsse für unsere gemeinsame Zukunft ziehen und verantwortungsvoll mit dem Frieden umgehen, unter dem meine Generation aufwachsen durfte. In der Hoffnung, diesen über die ganze Welt zu verbreiten und vielen weiteren Generationen die Chance auf ein Leben in Frieden zu geben.

Erich Kästner sagte einmal: "Die Vergangenheit muss reden und wir müssen zuhören. Vorher werden wir und sie keine Ruhe finden.". In diesem Sinne, lasst uns jetzt die Vergangenheit reden lassen und ihr zuhören, denn was sie uns erzählt ist, noch nicht vergangen, sondern nach wie vor aktuell, weshalb wir nun um eine Schweigeminute bitten wollen.

- Schweigeminute -

Vielen Dank.

Text der Rede: Marilena Fortmann

Überarbeitung und Ergänzung: Philosophiekurs der Q2

Vortrag: Finja Düring, Marilena Fortmann, Jara Völker

Rede zum Volkstrauertag 2016

Fotos: C. Cordes

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir haben uns heute hier an diesem Kriegerdenkmal versammelt, um der unzähligen Opfern aus der Zeit des Krieges, der Vertreibung und der Gewalt zu gedenken.

Doch was ist der Volkstrauertag?

In erster Linie ist der Volkstrauertag eine Tradition, die vor 97 Jahren zum Gedenken der Kriegstoten des ersten Weltkrieges begann. Dieser Tag ist einerseits dazu da, etwas zu tun, das vielen Menschen schwer fällt: Sich zu erinnern. An die Zeit damals, an den grausamen Krieg, an die tausenden von Unschuldigen, die an ihm zugrunde gegangen sind. An diejenigen, die versucht haben, Frieden zu bringen für unsere Welt.

Doch nicht nur in der Vergangenheit herrschen Schmerz, Trauer und Leid anstatt von Frieden, Lachen und Versöhnung, auch heute noch gibt es Krieg. Auch heute noch müssen Menschen um ihre Ehepartner trauern. Auch heute noch wird im Namen von Ideologien gemordet. Niemand sollte sein Kind zu Grabe tragen müssen, nicht vor 100 Jahren, nicht vor 70 Jahren, nicht heute. Wir leben im Jahr 2016, wir leben in einer fortschrittlichen Gesellschaft. Und doch passiert es wieder, wieder sterben hunderttausende von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern. Wieder zeigt unsere Gesellschaft angesichts der Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft.

Dieser Tag ist mittlerweile auch ein Tag des Bewusstwerdens. Denn Krieg ist auch heute noch ein aktuelles Thema. Viele müssen dies am eigenen Leib erfahren. Auch hier berührt es uns: Großeltern erzählen von damals, Unterhaltungen mit Kriegsflüchtlingen und die Nachrichten führen uns die jetzige Gewalt und ihre unvermeidlichen Opfer vor Augen. Wie kann es sein, dass wir nach so vielen Jahrhunderten voller Terror noch vor denselben Problemen stehen? Ist es die menschliche Natur, Streit zu suchen? Oder sind wir, die modernen Menschen, schlichtweg zu faul, die Ungerechtigkeit in unserer "perfekten Welt" zu sehen?

Natürlich, hier in Deutschland sind wir nicht direkt davon betroffen. Den meisten von uns geht es gut. Tatsächlich scheint der einzige Zeitpunkt, an dem wir uns mit Problemen wie Krieg beschäftigen, eine Veranstaltung wie diese zu sein. Seien wir ehrlich - wenn wir das so weiter machen, werden wir nächstes Jahr noch tausende weiterer Opfer zu betrauern haben. Sicherlich, trauern ist wichtig. Aber so bedeutend die Vergangenheit auch sein mag, umso wichtiger ist es, in die Zukunft zu blicken. Lasst uns, nach einer Schweigeminute zum Gedenken der Toten, hören, was einige Philosophen dazu zu sagen haben.

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Vielen Dank. (Sprecherwechsel)

Ich möchte auf Immanuel Kant verweisen: "Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Theil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (...), dennoch gerne Zeitlebens unmündig bleiben(...). Es ist so bequem, unmündig zu sein." Sprich: Der Grund, warum so viele unmündig bleiben, also "fremddenken" lassen, ist, dass das selbstständige Denken und Handeln für sie zu anstrengend scheint.

Auch andere Philosophinnen und Philosophen en haben sich mit diesem Gedanken beschäftigt, so auch die Namensgeberin unseres Gymnasiums, Hannah Arendt. Sie sprach vom "Denken ohne Geländer". Die, die ohne Geländer denken, das sind diejenigen, "die nicht (bloß) teilnehmen und von der Mehrheit (deshalb) als unverantwortlich bezeichnet werden(...). (Sie) sind die Einzigen, die es wagen selbst zu urteilen." Ja, Neues und Anderes wird von der Gesellschaft oft stark kritisiert. Aber es sind gerade die, die sich davon nicht den Mut nehmen lassen, die etwas verändern. Diese Menschen verfügen weder über eine besondere Erziehung noch über ein überlegendes Wertesystem. Nein, Arendt lehrt uns, dass sich frei denkende Menschen lediglich die Frage stellen, "inwiefern sie mit sich selbst in Frieden leben könnten, wenn sie bestimmte Taten begangen hätten."

Ich frage nun Sie: Könne Sie damit leben, dass vor den Küsten Europas Menschen ertrinken? Können Sie damit leben, dass die wenigen Überlebenden hier ausgestoßen und verachtet werden? Können Sie damit leben, dass Sie die Augen verschließen, nur weil es keine leichte und offensichtliche Lösung zu geben scheint?

"Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Mit diesen Worten Kants möchte ich Sie alle auffordern: Sehen Sie nicht tatenlos zu. Lassen Sie nicht zu, dass wir hier in einem Jahr noch etliche Tote mehr zu betrauern haben! Lassen Sie nicht zu, dass immer mehr Menschen unterdrückt und von Hass und Gewalt bedroht werden! Lassen Sie nicht zu, dass sich Menschen aufgrund verschiedener Religionen abschlachten! Lassen Sie nicht zu, dass unzählige Zivilisten als "Kollateralschäden" sterben! Lassen Sie nicht zu, dass wir Deutschen uns wieder von unserer Vergangenheit einholen lassen!

Lasst uns jetzt handeln, auf dass wir uns Schritt für Schritt in eine bessere Zukunft bewegen!

Vielen Dank.

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Geschrieben von Svea Exner, Denise Heydorn und Carrie Willmann

Überarbeitet von Fenja Wagner, Carrie Willmann, Philosophiekurs Q2

Vorgetragen von Denise Heydorn und Tessa Deutsch

Rede zum Volkstrauertag 2015

"Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlich Stolz, Habgier, Ehrgeiz, Neid und Wut. Wenn diese Feinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellos ewigen Frieden genießen." Dies konstatierte bereits im 14. Jahrhundert der italienische Dichter und Gelehrte Francesco Petrarca. Konrad Adenauer führte den Gedanken fort: "Frieden und Freiheit, das sind die Grundlagen jeder menschenwürdigen Existenz." Und diese Grundlage ist vorgestern in Frankreich, aber auch bei uns ins Wanken gebracht worden: Dieser "Angriff auf die Freiheit" gelte nicht nur Paris, sagte Bundeskanzlerin Merkel, "er meint uns alle und er trifft uns alle".

Liebe Mitmenschen, alle, die Sie heute hierhergekommen sind, um gemeinsam der Kriegstoten und Opfer von Terror und Gewaltherrschaft aller Nationen zu gedenken,

am heutigen Tag gedenken wir aller Opfer, ob sie nun im Kampf gegen eine andere Nation, gegen eine Krankheit oder gegen die Zeit selbst starben. Heute gedenken wir besonders der Opfer der Anschläge in Paris vom vergangenen Freitag. Wir wollen uns erinnern an den Verlust, den wir erlitten haben, und an die Vergänglichkeit allen Lebens, insbesondere in Zeiten des Krieges und des Terrors.

Doch ich muss gestehen, ich weiß gar nicht, wie es ist, jemanden durch Krieg und Terror zu verlieren. Ich kann es mir nicht einmal richtig vorstellen. Ich gehöre der nun schon zweiten Generation an, die ohne Krieg aufgewachsen ist. Mir hat es nie an etwas Elementarem gefehlt. Nicht an Nahrung, nicht an Wasser und nicht an Frieden. Je mehr ich mich damit beschäftige, desto glücklicher und dankbarer werde ich dafür. An Tagen wie heute wird mir noch einmal vor Augen geführt, wie viel Glück ich damit habe. In Frieden aufzuwachsen ist keine Selbstverständlichkeit, dessen bin ich mir bewusst. Und durch die Anschläge in Paris rückt der Krieg so nah an uns heran: "Hollande sieht sich im Krieg, Frankreichs Presse sieht die Nation im Krieg, der Papst spricht gar vom Dritten Weltkrieg", war gestern im Internet unter Spiegel-Online zu lesen.

Und auch in anderen Ecken der Welt müssen Menschen Krieg und Verfolgung genau jetzt hautnah erleben. Diese Tatsache ist so leicht aus unseren Köpfen zu verdrängen, wenn wir in unsere täglichen Routinen verfallen. Doch genau das ist die Gefahr. Zu schnell vergessen wir, wie glücklich wir uns schätzen sollten.

Stellen wir uns doch einmal vor, der Krieg wäre wirklich hier. Stellen wir uns vor, wir müssen mit unserer Familie aus unserem Heimatland fliehen. Alles was wir haben, was uns ausmacht hinter uns lassen. Unsere Heimat, unsere Identität. Wir finden einen Weg, unsere Familie und uns in Sicherheit zu bringen, Freunde müssen wir zurücklassen. Die Flucht erfolgt schnell und übereilt. Keine Chance, sich wenigstens zu verabschieden. Ganz plötzlich müssen wir fort. Unser Haus, unser Auto, jegliche Karrierechancen und gesellschaftliches Ansehen lassen wir zurück, um dem Krieg, der Folter unseres Landes zu entkommen. Des Landes, das uns eigentlich beschützen sollte. Wir suchen Schutz in einem fremden Land. Wir sind der Sprache nicht mächtig, wir kennen keine Menschenseele, wir wissen nicht wohin. Alles, worauf wir hoffen, ist die Hilfe der Einheimischen, darauf sind wir angewiesen. An Tagen wie diesen, in denen tausende Menschen Zuflucht in unserer Gesellschaft suchen, erhält der christliche Wert "Nächstenliebe" eine völlig neue Relevanz. Denn diese Menschen suchen bei uns Schutz. All das Leid und die Ungerechtigkeit, die sie gesehen und am eigenen Leibe erfahren haben, wollen sie hinter sich lassen. Sie erhoffen sich einen Neuanfang, ein Leben in Frieden. Hat man eine "menschenwürdige Existenz", wenn man sich tagtäglich vor Bombenangriffen und Maschinengewehren verstecken muss?

Plötzlich sind Krieg und Vertreibung wieder Themen, die nicht nur die direkt betroffenen Gebiete etwas angehen, sondern uns, sondern jeden. Und die Diskussionen bei uns sind riesig. Sollen wir die Flüchtlinge aufnehmen? Einen sicheren Seeweg schaffen? Alles legalisieren? Dürfen wir aussuchen, wer in Europa bleiben darf, und wenn ja, nach welchen Kriterien? Fragen über Fragen, doch auf keine finden wir eine Antwort, weil wir uns in der Argumentation verfahren: "Die Migranten nehmen uns unsere Arbeitsplätze weg und leben von unseren Steuern, weil sie weder unsere Sprache sprechen, noch irgendwie qualifiziert sind!", heißt es auf der einen Seite. Auf der anderen: "Wir brauchen die Zuwanderung, damit unsere alternde Gesellschaft durch deren Arbeitskraft vor allem in schwer besetzbaren Berufen, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder der Altenpflege, ausgeglichen und unsere Wirtschaft angekurbelt werden kann!" Aber auch: "Wir helfen den Menschen, die unsere Hilfe benötigen, weil wir es wollen und dazu in der Lage sind."

Eine Einigung wird bei diesen gegensätzlichen Positionen wohl schwer zu erlangen sein. Aber sollte man Menschen wirklich danach beurteilen, welchen Nutzen sie unserer Ansicht nach für uns haben beziehungsweise nicht haben? Entwerten wir sie so nicht und verstoßen sogar gegen das deutsche Grundgesetz?

"Die Würde des Menschen ist UNANTASTBAR."

Jeder hat schon einmal jemanden oder etwas verloren. Das verbindet uns in unserem Gedenken. Sehen Sie sich um: An diesem Ort, hinter uns das Kriegerdenkmal und ohne unsere Worte die absolute Stille der Natur an einem Novembermorgen... Wir sind nicht allein. Wir sind alle heute hier, um uns gegenseitig daran zu erinnern, wie viele Menschen Krieg und Gewaltherrschaft zum Opfer gefallen sind und es gerade jetzt weiterhin tun.Ich selbst glaube, dass ein Mensch niemals wirklich tot sein wird, solange es jemanden gibt, der an ihn denkt und in seinem Herzen trägt. Wir werden unsere Mitmenschen immer bei uns tragen und sie so am Leben erhalten. So ist es mit den erst vor wenigen Jahren Verstorbenen, aber auch mit den Opfern der Weltkriege. Auch wenn wir ihre Namen vielleicht nicht mehr kennen, erhalten trotzdem unsere Gedanken am heutigen Tag ihre Seelen am Leben und geben ihnen Frieden.

So gibt es auf der anderen Seite des Deisters einen Kinderfriedhof, der lange Zeit vergessen war. Ein erster Schritt aus der Vergessenheit war ein Gedenkstein, der vor einigen Jahren aufgestellt wurde. Diesen Sommer wurde der Kinderfriedhof als Kriegsgräberstätte eingeweiht, sodass wir uns an die Namen der Kinder erinnern werden. Die Geschichte des Kinderfriedhofes, der so lange im Wald verborgen lag, ist für mich eine traurige Geschichte, mit der ich aufgewachsen bin. Und ist doch eine Geschichte, die mich mit Hoffnung erfüllt. Hoffnung, dass auch wenige Menschen mit kleinen Schritten etwas bewirken können. Dass Vergessen nie endgültig sein muss. Dass Erinnern und Gedenken klein anfangen kann. Und vielleicht schaffen auch wir es einen Tages, Ereignisse und Geschichten wie diese aus der Vergessenheit zu holen, denn wir tragen in uns die Verantwortung dafür, dass solche grausamen Ereignisse nicht mehr stattfinden.

Gedenken, Trauer und Erinnerungen an vergangene Tage sind immer eng verbunden. Solche, die wir für immer erhalten möchten, weil wir glücklich waren. Aber auch solche, die uns heute noch den Schmerz spüren lassen. Die schmerzhaften geben uns Anlass dafür, unsere Mitmenschen zu unterstützen. Wir wollen ihren weinen, wenn sie jemanden verloren haben, ihren Zorn auf das Schicksal verstehen und ihr Leid teilen. Wer sein Leid teilt, wächst zusammen.Ich habe darüber nachgedacht, wie ich helfen kann. Auch wenn ich nicht aus eigener Erfahrung weiß, wie ein Leben im Krieg ist, weiß ich, wie sich Trauer anfühlt, und dabei wurde mir eines klar: Ich habe doch auch etwas zu geben. Etwas wovon viele Menschen träumen, etwas, das ich weitergeben will. Das Verständnis vom Frieden.

Ich weiß, wie es ist, friedlich aufzuwachsen. Ich weiß, wie es ist, wenn der Alltag von Frieden bestimmt ist, und das Wichtigste daran ist: Ich bin mir dessen und der Zerbrechlichkeit des Friedens in unserer heutigen Welt bewusst. Wie zerbrechlich er ist, haben uns die Anschläge in Paris besonders gezeigt. "Es war ein dumpfer Knall, der alles verändert hat. Und der die Bilder gebracht hat, die uns noch lange begleiten werden. Wir haben die Nacht im Stadion viel nachgedacht. Wir haben uns gefragt, warum so etwas passieren kann? Wie so viel Unmenschlichkeit möglich ist? Antworten haben wir viele gefunden, aber keine, die diese feigen Anschläge erklären kann", so die Stellungnahme der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Die Zerbrechlichkeit des Friedens zeigt sich jedoch auch in den Reaktionen auf die Attentate: Wie weit dürfen "Entschlossenheit und Verteidigungsbereitschaft" gehen, die Bundespräsident Joachim Gauck gestern forderte? Welche Mittel wenden wir "im gemeinsamen Kampf gegen die an", die den Opfern "etwas Unfassbares angetan haben", wie es Bundeskanzlerin Merkel versprach?

Vielleicht besteht die Rolle meiner Generation nicht nur darin, Verständnis für die Kriegsopfer und deren Verwandten zu zeigen, sondern vielmehr darin, das friedliche Denken weiterzugeben und zu bewahren. Trauernden Mut und Trost zu spenden, indem wir zeigen: Ich bin mir des Glückes bewusst und werde mich immer bemühen, den Frieden zu bewahren, damit auch viele, viele Generationen nach mir das Glück haben, in Frieden aufzuwachsen. Denn Frieden ist kein statischer Zustand, vielmehr ist er ein Weg, den man Schritt für Schritt geht; ob man nun Frieden mit anderen oder sich selbst schließt. Ein alter Streit wird nichtig. Neues Vertrauen entsteht, eine Freundschaft, vielleicht sogar ein ganzer Neuanfang.

Lassen Sie uns gemeinsam eine Zukunft schaffen, für die es sich zu leben lohnt. Eine glückliche, friedliche Zukunft für alle. Wir wollen zusammen unseren Beitrag leisten, damit jeder in Glück und Frieden leben kann, damit kein Mensch für diese Idee vergeblich gestorben ist, kein Leben je vergessen wird. Darum lassen Sie uns heute die Erinnerung wachhalten und nicht vergessen, dass auch in Deutschland einmal grausame Verhältnisse geherrscht haben, in denen Menschen gestorben sind und vor denen Menschen fliehen mussten.

So wollen wir uns mit der Vergangenheit, den Menschen um uns herum und uns selbst versöhnen und im Stillen gedenken. Wir bitten in diesem Sinne um eine Schweigeminute

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Vielen Dank.

 

Verfasst von Julia Bunge, Agnes Feil, Sonia Gentemann, Josefina Lehnen, Nele Martin, Friederike Nerge und Sophia-Katharina Kuhr.

Vortragende: Julia Bunge, Agnes Feil, Nele Martin, Sophia-Katharina Kuhr.

Redaktion: Philosophiekurse auf erhöhtem Niveau der Qualifikationsstufe 2.

Fotos: A. Peters

Rede zum Volkstrauertag 2014

FRIEDEN.

Ein Wort, sieben Buchstaben und die wichtigste Grundlage für unser unbeschwertes und sorgloses Leben. Unbegreiflich daher immer wieder aufs Neue: Warum führt der Mensch Kriege? Warum sieht der Mensch nicht ein, dass ein Krieg nur Leid und Verlust mit sich bringt? Warum lernt er nicht daraus und versucht Probleme auf einem anderen, friedlicheren Wege zu lösen, ohne dabei - meist unschuldige - Menschenleben zu opfern?

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vor genau 100 Jahren brach der erste Weltkrieg und der bis dahin grauenvollste und leidvollste Krieg überhaupt aus. Man sollte meinen, den Fehler, einen Krieg zu provozieren, begeht der Mensch nicht zweimal. Doch bereits 21 Jahre nach dem ersten folgte bereits der zweite Weltkrieg.

Es ist unübersehbar, welche Angst, welche Zerstörung und welchen Schmerz jeder einzelne bewaffnete Konflikt mit sich brachte - und immer noch bringt. Jeder Krieg war und ist grausam, und egal, wann oder wo er stattfindet, wer ihn austrägt, er fordert immer Opfer. Aufgewachsen in einem friedlichen Land, fällt es uns schwer, uns Krieg, Leid und Elend vorzustellen. Das eigentliche Leid der Hinterbliebenen, seien es Verwandte oder Freunde, kann von uns, die selbst keine Erlebnisse oder Erfahrungen dieser Art haben, in Worten nicht beschrieben werden. Jedes einzelne Wort mit dem wir versuchen, das Leid dieser zu verstehen und anzunehmen, kann dem tatsächlich Erlebten nie gerecht werden.

Aber wir möchten heute hier stehen, um ein Zeichen zu setzen. Wir wollen den Verlust geliebter Menschen betrauern oder einfach für die Trauernden da sein, den Verstorbenen und Hinterbliebenen Respekt erweisen.

Denn wir müssen heute dankbar sein. Dankbar für die Versöhnung, für den Frieden hier in Deutschland. Wir können heute ohne Angst vor Minen im Feld spielen, jeden Morgen mit dem Fahrrad in eine intakte Schule fahren und ohne Schuss- und Granatengeräusche ins Bett gehen. Ohne die Angst, den Tod hautnah und permanent an uns spüren zu müssen.

Allerdings vergisst der Mensch in seinem warmen Bett sehr gerne die Abermillionen Menschen, welche immer noch in Kriegsgebieten unter elenden Bedingungen leben müssen. Der Krieg verschwindet nicht, nur weil er in die Ferne gerückt ist. Auch heute, gerade in diesem Moment, sterben Menschen im Krieg. Es sind jedoch nur einzelne Bruchstücke, die wir davon mitbekommen, grausame Bilder aus den Nachrichten und Berichte des Leidens. Bewaffnete Konflikte herrschen im Irak, in Syrien, in der Ukraine, im Nahen Osten, und es ließen sich zahlreiche andere Orte aufzählen.

Diese Konflikte müssen wir bewusst wahrnehmen und deren zerstörerische Macht und Gewalt erkennen. Nur so können wir auf eine bessere Zukunft hinarbeiten. Und diese Zukunft fängt bei uns an, bedeutet auch bei uns Verantwortung. Denn die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich sehe wie einige Menschen Kriegsflüchtlinge hier in Deutschland behandeln, lassen sich nur schwer in Worte fassen. Hilfesuchende werden lediglich als "Problem" bezeichnet, für Schlagzeilen genutzt, als Last betitelt, manchmal sogar beschimpft und bespuckt. Oft zeigen sich mangelnde Empathie und fehlendes Verständnis für all diese Menschen, dafür, wie es ist, Tod, Verlust, Leid und Hunger erfahren zu haben. Eine Flucht auf unseren gut bewachten Kontinent überlebt zu haben. Für Ihre Angst. Wir betrauern daher heute jegliche Opfer von Gewalt, welche aufgrund von oft undurchschaubaren Motiven Einzelner ihr Leben oder ihre Gesundheit lassen mussten, die heimatlos geworden sind.

Der Volkstrauertag dient in seinem Ursprung dem Zulassen dieser Trauer. Zudem als Mahnung, um weitere Kriege zu vermeiden, indem die Erinnerung an Vergangenes wachgehalten wird. Er soll uns zu einer friedlichen Welt und einer friedlichen Zukunft für alle bringen. Es ist die Aufgabe unserer Generation, unsere Aufgabe, uns auf dem Weg dorthin nicht nur von anderen leiten zu lassen, sondern die herrschenden Zustände immer selbst strikt zu hinterfragen und unseren eigenen Verstand zu benutzen.

Hannah Arendt wies besonders im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg stets darauf hin, dass jeder für seine Handlungen ausnahmslos selbst verantwortlich sei, niemals nur ein Ausführender von Befehlen mit keinerlei eigener Verantwortung sein könne. Denn der Mensch sei ein denkendes Wesen. Hannah Arendt bestand darauf, dass jeder Einzelne selbst entscheiden könne und müsse, was er tue und wem er gehorche. Geleitet von seinem eigenen Denken, von allgemein gültigen Werten. Nach Hannah Arendt hängt also die Fähigkeit, etwas Gutes oder Böses zu tun, vom eigenen Denken ab. Sie sagte einmal: "Menschen, die nicht denken, sind wie Schlafwandler."

Wir alle müssen jederzeit beweisen, dass wir keine Schlafwandler sind, dass wir wahrnehmen und reflektieren, was gerade in dieser Sekunde geschieht und auch das, was in der Vergangenheit geschehen ist. Lasst uns die Erinnerung wachhalten und nicht vergessen, dass auch in Deutschland einmal grausames Chaos herrschte.

Lasst uns zurückerinnern an unsere geliebten Menschen, an Verwandte oder Freunde.

Lasst uns denen helfen, die trauern, und denen, die nicht das Glück haben, in Frieden zu leben.

Und lasst uns verstehen, erkennen und erinnern.

In diesem Sinne bitten wir nun um eine Schweigeminute.

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Vielen Dank.

Textvorlage: Sarah Lauenstein, Max Steinheider, Pia Winzer (Q2)

Zusammenstellung und Redaktion: Philosophiekurs der Q2

Überarbeitung: Tutku Filar, Adriana Hernando Reyes (Q2)

Vortragende: Tutku Filar, Max Steinheider, Pia Winzer (Q2)

Rede zum Volkstrauertag 2013

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitmenschen,

wir alle sind heute hier, um der unzähligen Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Wir sind hier, um gemeinsam zu trauern, den Verstorbenen Respekt zu erweisen und uns zu erinnern.

Gerade Erinnern ist unverzichtbar.

Unsere Generation hat, wenn sie über den Grund dieses Tages nachdenkt, Fragen. Wir sind in ein friedliches Deutschland hineingeboren worden und mussten Krieg nie direkt miterleben oder Folgen davon zu spüren bekommen. 68 Jahre sind seit Ende des zweiten Weltkrieges vergangen.Wir haben nicht dieselbe Verbindung dazu wie die Generationen vor uns, und obwohl wir versuchen zu verstehen, ist es fraglich, ob wir überhaupt verstehen können.

Aber wir wollen verstehen. Wir wollen, zusammen mit Ihnen und später auch mit unseren Kindern, hier stehen und uns gemeinsam erinnern.

Doch warum ist Erinnern überhaupt so wichtig? Denn dass die meisten dieser Erinnerungen keine schönen sind, ist sicher. Warum also nicht das Schmerzhafte, das Bedrückende hinter sich lassen und nicht mehr daran denken, sondern nach vorne blicken und eine glückliche und friedliche Zukunft planen?

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“

Diese Worte Wilhelm von Humboldts beantworten die Frage. Wir brauchen eine Vergangenheit, um aus ihr zu lernen, um aus ihr Erfahrungen zu gewinnen. Dazu gehört für jeden Menschen seine persönliche Vergangenheit, aber auch die kollektive Vergangenheit unserer Mitmenschen von heute und früher ist notwendig, um zu begreifen, warum wir heutzutage so leben, wie wir leben, und warum Toleranz wichtig und Demokratie etwas Gutes ist. Warum Gemeinschaftsgefühl positiv ist, aber man trotz allem eigenständig denken und Dinge hinterfragen muss.

All dies müssen wir verstehen, damit wir unsere Zukunft gestalten können, ohne die Fehler unserer Vergangenheit erneut zu begehen. Denn wie schon Goethe so treffend sagte: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen“.

Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, sind in den letzten paar Minuten häufig Worte wie 'gemeinsam', 'wir' und 'kollektiv' gefallen. Auch diese Worte tragen eine besondere Bedeutung, da sie uns verbinden. Denn obwohl zwei wichtige Dinge dieses Tages, sich zu erinnern und zu trauern, beide subjektiv sind, verbinden sie auch. Somit ist der heutige Tag eine Möglichkeit, unser Zusammengehörigkeitsgefühl, unsere Verbundenheit zueinander und zur Gesellschaft und unsere Anteilnahme füreinander auszudrücken. Er ist aber auch ein Aufruf zu einer kritischen Auseinandersetzung mit vergangenen Geschehnissen und unserer daraus entstehenden Verantwortung.

Denn wir als Gesellschaft tragen eine Verantwortung, nicht nur gegenüber der Vergangenheit und Zukunft, sondern besonders auch für die Gegenwart.

Deutschland lebt in Frieden, unsere Nachbarländer ebenfalls und Krieg ist etwas, worüber die meisten von uns nur lesen oder etwas in den Nachrichten erfahren. Dort sind Gewalt, Hunger und Elend fast durchgehend präsent und natürlich fühlen wir mit den Betroffenen, sind geschockt, bedrückt, verständnislos. Jemen, Ägypten, Syrien, Nordmali – Schreckensbilder erreichen uns von überall auf der Welt. Und wir schütteln die Köpfe, sind betroffen und diskutieren darüber, aber nur den wenigsten von uns gelingt es, tatsächlich etwas zu tun. Das soll nicht bedeuten, dass wir Heuchler sind, im Gegenteil, viele fühlen sich einfach hilflos gegenüber so viel Elend und wissen nicht, wie sie Menschen helfen sollen, die am anderen Ende der Welt sterben. Und so lesen wir weiterhin die schlimmen Berichte in der Zeitung und hoffen darauf, dass die Regierungen dieser Welt das schon irgendwie richten.

Aber wir können etwas tun. Dazu muss man kein Heiliger sein und niemand verlangt, dass man sich mitten ins Geschehen stürzt und versucht, den Helden zu spielen. Die kleinen Dinge zählen genauso viel. Überall gibt es Menschen, die sich für andere einsetzen.

Wichtig ist auch hier wieder das Gemeinschaftliche. Der Mensch hat schon oft bewiesen, dass er, zusammen mit vielen anderen Menschen, zu großen Dingen fähig ist, zu furchtbaren Dingen, aber auch zu außergewöhnlich positiven Dingen, zu echter Mitmenschlichkeit.

Darum lasst uns heute gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewalt gedenken, uns an die Vergangenheit erinnern, die Zukunft planen und die Gegenwart zu einer besseren machen.

In diesem Sinne bitten wir Sie nun um eine Schweigeminute.

Text: Vorgelegt von Henrike Dörner, gemeinsam überarbeitet von den Teilnehmern des Q2-Philosophiekurses PI 323, vorgetragen von Henrike Dörner und Lennart Gonderman, Fotos: B. Mußmann

Rede zum Volkstrauertag 2012

Was bedeutet Volkstrauertag?

Wofür steht der Volkstrauertag überhaupt?

Welche Bedeutung hat er für uns in unserer heutigen Zeit?

Heute ist ein Tag, an dem das Volk zur Trauer aufgerufen wird und der seit den 50er Jahren in dieser Form besteht. Wofür steht das Volk als erster Bestandteil des Wortes? Das Volk sind wir als Deutsche, es steht für Gemeinschaft, eine Einheit und die Öffentlichkeit. Daher ist heute der Tag, an dem die Trauer des Einzelnen von uns allen getragen und geteilt wird. Was uns Anlass gibt zu trauern, wird in diesem Moment öffentlich gemacht.

Doch was meint Trauer in diesem Fall?

Trauer ist vielfältig. Sie kann still und in sich gekehrt sein oder von innen nach außen getragen werden. Wir können sie anderen anvertrauen und uns mit ihr beschäftigen oder versuchen, sie zu verbergen, sie in uns zu begraben. Wut und Schmerz können Trauer sein, Tränen können Ausdruck ihrer sein.

Gemeinschaft und das Wissen, nicht alleine mit sich zu sein, können helfen, mit Trauer umzugehen.

Nach dem Krieg gab der Volkstrauertag den Menschen die Möglichkeit, ihre Trauer über das Geschehene zum Ausdruck zu bringen. Der Krieg hatte das Leben eines jeden betroffen, beeinflusst oder auch vollkommen verändert. Diese Spuren, die überall Leid hinterließen, verbanden all die Trauernden. Und die gemeinsame Herkunft des Leids, nämlich die Gewalt und die Schrecken von Waffenkonflikten, gab den Anlass, einen Feiertag ausschließlich zur Trauer zu bestimmen.

Und was ist heute daraus geworden? Wir selbst haben keinen Krieg miterleben müssen. In welcher Beziehung stehen wir also noch zu einem Volkstrauertag? Für uns Jüngere ist dieser Tag nicht mehr mit unmittelbarer Trauer verbunden. Vielmehr ist es ein Tag des Erinnerns und auch ein Tag, der mahnt, Frieden zu wahren. Dass wir ohne Krieg leben können, erfordert Dankbarkeit. Für uns ist dieses Leben in Frieden häufig zu selbstverständlich geworden, und wir neigen dazu zu vergessen, was gewesen ist und wie sehr andere Menschen noch immer unter Gewaltherrschaften leiden.

So hat der Volkstrauertag seine Bedeutung nicht verloren, sondern sie nur verändert. Es sind nicht mehr ausschließlich persönliche Verluste, die wir betrauern, so wie in der Vergangenheit. Es sind alle Opfer, die Krieg gefordert hat, derer wir jetzt gedenken. Es kommt nicht darauf an, welcher Nationalität und Religion sie angehörten, auf welcher Seite sie standen. Wir betrauern den Verlust eines jeden Lebens – jedes Einzelne ist wertvoll und das Recht auf Leben unantastbar.

Der Tod darf nicht verherrlicht werden, egal unter welchen Umständen ein Mensch gestorben ist. Ein Menschenleben ist kein Mittel zum Zweck und darf nicht zum Erreichen politischer Ziele missbraucht werden.

Wir wollen also an diesem Tag keiner Helden gedenken und auch nicht nur den Toten, sondern aller, die Leid erfahren haben und noch immer ertragen.

So sollten wir in unserer heutigen Zeit den Gegenstand des Volkstrauertags von einer Kriegssituation auch auf das gesamte gesellschaftliche Leben ausdehnen. Denn auch in Deutschland gibt es Konflikte zwischen unterschiedlichen Gruppierungen – zwischen Menschen verschiedener Ansichten. Somit ist heute ein Tag der Verständigung und ein Tag, der uns dazu auffordert, Gewalt nicht zu tolerieren, uns von Vorurteilen nicht leiten zu lassen.

Der Volkstrauertag spricht also Dinge an, mit denen jeder in Berührung kommt und über die sich jeder Gedanken macht, Dinge mit denen man sich beschäftigen sollte.

Und ob man nun in Gedanken Vergangenes oder Gegenwärtiges betrauert, es sollte uns immer bewusst sein, was gewalttätige Konflikte anrichten und was Frieden ausmacht und bewirken kann. Der Volkstrauertag gibt jedem die Gelegenheit sich damit auseinanderzusetzen.

Denn sich selbst Gedanken zu machen ist ebenso wichtig, wie der öffentliche Dialog.

In diesem Sinne bitten wir Sie um einen Moment der Stille: eine Schweigeminute.



Vielen Dank.

Annika Pankow, Karen Schlimme, Johanna von Engelhardt (Q2);
Mitarbeit: Philosophiekurs der Q2, Fotos: A. Peters

Rede zum Volkstrauertag 2011

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

immer häufiger wird darüber diskutiert, ob der Volkstrauertag nach über 60 Jahren seit Ende des letzten Weltkrieges noch von Bedeutung ist.

Wir, als Philosophiekurs des Hannah-Arendt-Gymnasiums, sagen: JA! Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was der Volkstrauertag für uns bedeutet und warum er immer noch wichtig ist.

Drei mögliche Aspekte sind dabei für uns in den Vordergrund getreten. (Stephan Bethe)

Erinnern

Bei der Trauerfeier für sieben in Afghanistan abgestürzte Bundeswehrsoldaten im Dezember 2002 sagte der damalige Bundespräsident Johannes Rau: "Der Staat kann nicht trauern, trauern können nur Einzelne." Demnach ist Trauer ein sehr persönliches Gefühl. Diesen Schmerz kann wahrhaftig jeder Mensch nur für sich selbst tragen. Es ist zwar möglich, für jemanden da zu sein, jedoch kann niemandem seine Trauer ganz abgenommen werden.

Warum haben wir trotzdem den Volkstrauertag? Dieser Tag dient nicht nur dem persönlichen Trauern, anders als bei seiner Gründung fünf Jahre nach Kriegsende. Damals, im Jahre 1950, waren Leid und Schmerz der Hinterbliebenen noch gegenwärtig. Inzwischen sind jedoch mehr als 60 Jahre seit Kriegsende vergangen. Je mehr uns die Generation der Zeitzeugen verlässt, umso mehr drohen die dahinterstehenden Schicksale in Vergessenheit zu geraten. "Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn", hat der französische Philosoph Gabriel Marcel geschrieben. Damit die Toten nicht schweigen und die Grausamkeit und auch die geforderten Opfer von Kriegen nicht in Vergessenheit geraten und damit so etwas nicht noch einmal passiert, müssen wir uns die Vergangenheit in Erinnerung rufen.

Der Volkstrauertag ist vor allem ein Tag des Innehaltens und des Erinnerns. Wir gedenken heute gemeinsam der Millionen Opfer von Gewalt und Krieg. (Sarina Kahre)

Bewusstwerden

Wir sollten jedoch nicht in der Vergangenheit versinken und damit die Gegenwart vergessen, denn besonders in der heutigen Zeit müssen wir den Blick weiten.Auch heute herrschen Krieg, Elend, Not. Wir Schüler sind im Moment damit beschäftigt unser Abitur zu machen und konzentrieren uns darauf, dass es möglichst gut wird. Es gibt aber Länder, in denen es nicht möglich ist, an die Schule zu denken. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Irak. Die Menschen dort haben andere Sorgen als eine möglichst gute schulische Bildung, sie haben keine Chance dazu, denn sie müssen um das Leben ihrer Lieben und sich selbst bangen. Sie leben in ständiger Angst.Dies ist eine Lebenssituation, mit der wir fast täglich über die Nachrichten konfrontiert werden. Wenn wir ehrlich sind, verschließen wir häufig die Augen davor, um das Elend nicht verinnerlichen zu müssen, um nicht fühlen zu müssen. Der Volkstrauertag ist dafür da, auch an diese Menschen zu denken. Er führt uns vor Augen, dass es nicht selbstverständlich ist, in einem so geordneten Umfeld leben zu können, wie wir es hier in Deutschland tun können. Wir leben in Freiheit. Ein kostbares Gut. Dieser Zustand könnte sich allerdings ändern, was viele in der Vergangenheit schmerzlich erfahren mussten.

Der Volkstrauertag ist einerseits dafür da, Opfer von Gewalt nicht aus dem Blickfeld zu verlieren, andererseits auch dazu, unsere gegenwärtige Situation schätzen zu lernen. Wir sollten unseren Blick weiten und uns der internationalen Gewalt bewusst werden und trotzdem dankbar sein für die Chancen und Freiheiten in unserem Leben. (Pauline Jurkait)

Handeln

Es ist wichtig zu zeigen, was jetzt, in der Gegenwart, in diesem Augenblick passiert. Es ist außerdem nötig, gegen Krieg und Gewalt in der heutigen Zeit zu handeln, sich zu fragen, was man für mehr Frieden tun kann, und nicht nur die Vergangenheit zu betrauern.

Der Volkstrauertag hat die Funktion, landesweit den Blick der Bürger für das Weltgeschehen zu weiten und sie realisieren zu lassen, was global in puncto Krieg, Gewalt, Zerstörung und Terror geschieht. Er soll die Bürgerinnen und Bürger motivieren, nicht nur passiv zu gedenken und zu trauern, sondern gemeinsam aktiv zu sein und zu handeln. Der Volkstrauertag kann ein Akt der Gemeinschaft sein und der Aufbruch zur Veränderung, um eine bessere Welt voller Frieden zu schaffen.Eine Gesellschaft, deren Werte von Toleranz, gegenseitigem Respekt, Verantwortungsbewusstsein und Engagement bestimmt sind, ist der Anfang für eine gemeinsame Zukunft ohne Zerstörung und Leid. Wir können mit solch einer starken, sozialen Gemeinschaft ein Vorbild für andere sein und den ersten Schritt machen. Und das sollte man sich stets, besonders am heutigen Tag, vor Augen halten. (Lisanne Menzel)

Die drei aufgegriffenen Aspekte, das Erinnern, das Bewusstwerden und das Handeln, führen uns vor Augen, dass der Volkstrauertag in der heutigen Zeit auch weiterhin eine entscheidende Rolle spielt und dass jeder ihm eine eigene Bedeutung geben kann.Jedes Opfer von Krieg und Gewalt auf der ganzen Welt, ob vor 60 Jahren, heute oder in der Zukunft, ist ein Verlust. Ein Verlust, der es wert ist, innezuhalten und seines zu gedenken.

In diesem Sinne bitten wir Sie nun um eine Schweigeminute. (Nils Gondermann)

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Vielen Dank.

Idee: Lisanne Menzel, Sarina Kahre, Pauline Jurkait; Überarbeitung: Philosophiekurs Q2

Rede zum Volkstrauertag 2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Gedenken an jegliche Opfer von Gewaltherrschaft, Krieg und Hass, wird, während wir alle unserer Wege gehen, stark in den Hintergrund gedrängt. Der heutige Tag, ironischerweise oft als "Feiertag" bezeichnet, soll diesem Gedanken neue Kraft geben und ein Zeichen setzen, dass die Menschheit aus ihren alten Fehlern noch immer nicht gelernt hat.

In diesem Sinne sind wir als Philosophiekurs stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler des Hannah-Arendt-Gymnasiums Barsinghausen hier, diesen Tag würdevoll mitzugestalten.

Hannah Arendt sagte einst, "die stellvertretende Verantwortung für Dinge, die wir nicht getan haben, das Auf-uns-Nehmen der Konsequenzen von Dingen, an denen wir vollkommen unschuldig sind, [sei] der Preis, den wir für die Tatsachen zahlen, dass wir unser Leben nicht allein, sondern unter unseren Gefährten leben." Dies ist, auf den ersten Blick, eine einfache Gleichung, ein Geben und Nehmen, welches jedoch nicht immer Anklang findet in der Politik, in der Wirtschaft und vor allem in dem Handeln jedes Individuums. Verantwortung. Das ist nicht bloß ein Nomen, ein Wort. Es ist eine Aussage, mit einem tiefgreifenden Hintergrund.

In einer großen Gesellschaft kann jeder auf jeden zeigen, niemand trägt die Schuld, schuldig sind immer die anderen. So kann und wird sich nie etwas ändern - wie denn auch? Wir sind Mitglieder einer Gemeinschaft, aber erst durch unsere Anwesenheit wird sie gebildet und geformt. Sie existiert durch uns und daher sind wir verantwortlich.

Wir glauben, Hannah Arendt hatte Recht. Wir haben Verantwortung gegenüber jedem. Verantwortung gegenüber unseren Nächsten, ja gegenüber der Menschheit. Und die Verantwortung gegenüber der Menschheit beinhaltet, das Hier und Jetzt so angenehm wie möglich zu gestalten, es erhalten zu können, eine bessere Zukunft zu schaffen. Doch dies ist nur möglich, bei einer gebührenden Schätzung der Dinge, die passiert sind und die gerade dabei sind zu geschehen. Es reicht nicht aus, die Nachrichten anzusehen, von Kriegen auf der anderen Seite der Erde zu erfahren, aber dieses Wissen nicht zu nutzen.

Wir sind abgestumpft gegenüber der Unmenschlichkeit, die in der Menschheit brodelt. Wir hinterfragen sie nicht. Und wenn sich dann doch der ein oder andere findet, der sich Gedanken macht, so scheitert es oft an der Zeit, dem Mut, der Lust zu handeln. Warum ich, warum nicht andere ? Ich, als Einzelner, ich kann sowieso nichts ändern. Und wenn ich es könnte, bleibt noch immer die Frage des "wie". "Freilich, wenn ihr den Zweifel lobt, so lobt nicht das Zweifeln, das ein Verzweifeln ist", lehrte Bertolt Brecht. Es hilft nicht, nicht zu zweifeln, einfach hinzunehmen, zwar zu gedenken, aber das Verstehen zu vergessen. Zu gedenken und auch zu verstehen warum, das ist die Botschaft, die uns der heutige Tag vermitteln sollte.

Es hilft aber genauso wenig, nur zu zweifeln und darüber das Handeln zu vergessen. Vielmehr sollten wir uns immer und immer wieder unserer Verantwortung bewusst werden, die uns die Opferzahlen Jahr für Jahr vor Augen führen. Sie tun es leise und sie tun es versteckt. Aber dennoch erzählen sie eine jahrhundertealte Geschichte von Macht, Krieg und Hass. Eine Geschichte, die sich zu wiederholen droht, wenn wir uns nicht alsbald unserer Verantwortung bewusst werden.

Und als Zeichen unserer Verantwortung, unseres Gedenkens, unseres Zweifelns bitten wir Sie nun um eine Schweigeminute zu Ehren aller Opfer, deren Schicksal nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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Vielen Dank.

Charline Mazuga, Torben Urbahnke (Q2), Foto: B. Mußmann