Projekt Stadtgedichte der 9FLS (2018/19)
Im Rahmen des Deutschunterrichtes bei Herrn Sell sind wir, die 9FLS, in die lyrische Welt eingetaucht. Nach ausgiebiger Wiederholung der sprachlichen Mittel durften wir selbst künstlerisch aktiv werden und unsere eigenen Stadtgedichte schreiben. Hier ist eine Auswahl unserer Ergebnisse. Einige der Gedichte können Sie auch anhören.
Graustadt
In den Gassen so leise,
mittendrin ganz laut.
Die Wände sind hart,
Die Baumkrone weich.
Der Geruch ganz süß,
Der Geschmack ganz bitter.
In den Läden schön warm,
In der Straße ganz kalt.
In den Ecken die Armut,
in den Läden die Reichen.
Gleichgültigkeit
Lärm, ein schmaler Lichtstrahl auf meiner Nase;
Stillstand, alles zieht an mir vorbei;
Grau, stechender Gestank, schaler Geruch.
Betonig, verschluckt durch die Stadt;
Neblig, ich sehe doch nur noch rot;
Klein, und ich bin auf einmal einfach weg.
(Dieses Gedicht hören)
Die Stadt
Die Stimmen sind sehr laut
Die Häuser hoch bebaut
Die Stadt scheint immer bunt
Alle laufen mit dem Hund
Überall sieht man Menschenmassen
Die Züge woll'n sie nicht verpassen
Sehr dreckig scheint es hier
Und trotzdem bleiben wir
Denn vieles hat man hier erlebt
Das ist das Einzige was zählt
Hier gibt es immer was zu seh'n
Hier kommt nichts zum Steh'n
Überall jemand, der einen versteht
Eine Stadt, in der einem an nichts fehlt
Maske des Menschen
Ein Mensch zur trüben Straße schaut
sein Blick ist kalt, er mir sehr graut
gehetzt zum nächsten Laden rein
sein Lächeln ist nur schwacher Schein
Jetzt nehmt die Masken endlich ab
Weil alles keinen Sinn mehr hat
Bleibt stehn und redet, schaut euch an!
So fängt ein wahres Leben an
(Dieses Gedicht hören)
Einsam unter Andern
Ein Stimmenwirrwarr um mich rum
Es ist beengt und monoton
Natur ist nur 'ne Illusion
Und überall das Stadtgebrumm
Nur alte, abgestand'ne Luft
Kein kreativer, frischer Wind
Hier schreit jemand, dort weint ein Kind
Und überall ist Essensduft
Obwohl hier viele Menschen sind
So ist man doch ein Fremder
Beobachtet von jedem Blick
Und einsam unter Andern
„Verloren“
Groß aber beengt
Voller Menschen
Doch Einsamkeit klingt
ein einsames Kind
In Mengen verlaufen
Jeder gafft
Doch keiner hilft
das einsame Kind
Konnte nicht sprechen
Inmitten von Lärm
Erfriert an den Blicken
das frierende Kind
Vorlaufen inmitten
Unendlicher Möglichkeiten
das traurige Kind
Es spricht
Doch niemand hört zu
das einsame Kind
Langsam verblasst
das traurige Kind
Schreit um Hilfe
das einsame Kind
Doch es war schon geschehen
das traurige Kind
Verschwand in den Massen
das verlorene Kind
„Stadt“
Ein Rattern und der Zug ist vorbei.
Schnell aus dem Busch raus springen.
Das Adrenalin rast durch die Adern
und die Sirenen singen.
Hoch auf den Laufsteg ein' Satz gemacht,
Aus der Dose die Farbe zischt.
Leiter rauf - Leiter runter
Wir sind schon wieder entwischt.
Später des Nachts gehen wir durch die Stadt,
Wie immer sehen wir da:
In jeder Stadt das gleiche Theater,
H und M, Primark, C und A.
Am Bahnhof danach, wo wir nun warten,
Hat ein Junkie sein Bett gemacht.
Da kommt der Zug - fast rollt er vorbei,
Schnell noch ein Foto gemacht.
Im Morgengrauen komm' wir nach Haus
Schnell noch was in den Topf.
Die Nacht war lang, wir sind erschöpft
Und endlich
ist Ruhe im Kopf.
Stadt
Hinter den Hochhäusern ganz laut
ruht die Stadt total verbaut.
Eingeengte Menschenmassen
gehen durch die grauen Gassen.
Bus und Bahn immer zu spät,
oft verwundernd, wie das geht.
Dreck und Müll, wohin man schaut,
und Wände sind mit Lack versaut.
Durch viel Licht und lauten Krach
in der Nacht auch noch hellwach.
Ist man wieder raus aus der Stadt,
weiß man, was man am Dorfe hat.
(Dieses Gedicht hören)
Alle Texte auf dieser Seite stammen von Schülerinnen und Schülern der Klasse 9FLS; sie wurden herumgereicht, kritisiert, besprochen, geändert oder neu verfasst. Wir verzichten hier bewusst auf die Angabe der jeweiligen Autoren. Auch die Sprecherinnen bzw. Sprecher sind nicht unbedingt mit den Verfassern identisch.