Austausch mit San Sebastian 2015
Nach einer langen und ermüdenden zehnstündigen Anreise wurden wir am Samstagabend am Busbahnhof von San Sebastian von unseren spanischen Partnern und ihren Eltern, unserer spanischen Kollegin und dem Schulleiter sehr herzlich in Empfang genommen. Alle waren sehr aufgeregt, wie sie denn mit den Austauschpartnern und den Familien zurechtkommen und ob die Spanischkenntnisse wohl reichen würden.
In den nächsten Tagen gab es Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, wie es in den Familien lief. Der stärkste Eindruck war: Es gibt wahnsinnig viel zu essen und es ist alles sooo lecker. Außerdem: Die Bettdecken sind komisch und die Heizungen sind nicht warm genug. Die Verständigung klappte ganz gut, meist in einem Gemisch aus Spanisch, Deutsch und Englisch. Unsere Erwartungen wurden, was die Gastfreundschaft betrifft, weit übertroffen. Alle fühlten sich nicht nur wohl, sondern ausgesprochen herzlich aufgenommen.
Doch manche Erwartungen mussten wir auch revidieren. San Sebastian liegt zwar in Spanien, doch darf man die Einwohner keinesfalls als Spanier bezeichnen, das nehmen sie übel. Sie nennen sich Basken und sprechen neben Spanisch auch Baskisch. Statt hola begrüßen sie sich mit epa, San Sebastian nennen sie Donostia und seine Einwohner sind Donostiarras. So lernten wir, dass es in Spanien nicht nur Sonne und Tapas, sondern auch Regen und pintxos, kulturelle und sprachliche Vielfalt gibt. Das Baskische ist vermutlich die älteste Sprache Europas, es ist nicht mit dem Spanischen und auch mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt und das Baskenland hat eine eigene Kultur, auf die man dort sehr stolz ist. Zum Beispiel wird der Stierkampf im Baskenland von vielen Leuten abgelehnt, wie wir an diesem Plakat in Bilbao sehr drastisch sehen konnten.
In unsere Woche in Donostia fiel auch ein Feiertag, San José, der heilige Josef. Feiertage werden in Spanien traditionell mit der Großfamilie verbracht, was bei den Basken oft nicht nur die Großeltern, sondern auch Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen mit einschließt. So hatten die Schüler Gelegenheit zu einem weiteren Einblick in die spanische und baskische Kultur, konnten ihre Sprachkenntnisse ausbauen, und es gab wieder seeehr viel zu essen.
An einem der ersten Abende lernte unsere Gruppe eine weitere typisch spanische Gewohnheit kennen: Wir wollten Tapas essen und dafür gab jeder einen bestimmten Betrag in den bote. Aus diesem wurde für alle bezahlt, denn kleinliches Abrechnen und getrenntes Bezahlen sind in Spanien nicht üblich. Weitere Highlights unserer Woche waren der Strandspaziergang, der Ausflug zum Monte Igueldo und der Tag in Bilbao: Am Dienstag erkundeten wir die nähere Umgebung. Die Bucht von San Sebastian wird im Westen und Osten von zwei Hügeln begrenzt. Zuerst stand das Stadtmuseum San Telmo auf dem Monte Urgull im Osten auf dem Programm. Wir gelangten von dort über den Stadtstrand, der wegen seiner Muschelform Playa de la Concha genannt wird zum Monte Igueldo im Westen. Auf den Hügel, der wegen seines Vergnügungsparks ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern ist, fuhren wir mit der antiken Seilbahn, die nach Protesten von traditionsbewussten Donostiarras nicht durch eine moderne Bahn ersetzt werden darf. Anschließend machten wir einen Spaziergang zum Peine del Viento (Kamm des Windes), den beeindruckenden Metallskulpturen des spanisch-baskischen Bildhauers Eduardo Chillida, die am Ende des Stadtstrandes in den Felsen über dem Meer verankert sind. Am Freitag stand ein Ausflug nach Bilbao, der größten und wirtschaftlich wichtigsten Stadt des Baskenlandes, auf dem Programm. Wir folgten einem Stadtführer durch die engen Gassen und lernten viel über die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Baskenlandes, sofern wir zuhörten. Anschließend besuchten wir das berühmte, von Frank Gehry geplante Guggenheim-Museum, das seit der Eröffnung 1997 jedes Jahr Tausende von Touristen nach Bilbao führt. Das Highlight für die SchülerInnen war wahrscheinlich die heimlich von den Spaniern geplante Abschlussparty am Freitagabend, zu der wir Lehrer allerdings nicht eingeladen waren.
Nach einer aufregenden und erlebnisreichen Woche wurden wir dann am Samstagmorgen unter Tränen am Bus verabschiedet, doch schon nach wenigen Minuten trafen bereits Nachrichten auf den Handys ein. Der Kontakt ist seitdem nicht abgerissen und wir freuen uns sehr auf den Besuch der Donostiarras in Barsinghausen im Juni 2015.