Poetry Slam - moderne Dichtkunst in Jg. 11
Dass Lyrik nicht altbacken und staubtrocken ist, erfahren Schülerinnen und Schüler auch in der Einführungsphase (Jg. 11). Unter Leitung von Chris Beckmann hat sich die Klasse 11e im Schuljahr 2019/20 an die Form eines Poetry Slams gewagt. In diesem "modernen Dichterwettstreit", wie es oft heißt, treten vorwiegend junge Menschen mit ihren Texten gegeneinander an und buhlen um die Gunst des Publikums. Es geht um kleine und große Beziehungen, die Natur, die Liebe, das Leben - häufig um nicht weniger als das große Ganze. Mal impulsiv, mal nachdenklich, mal rührend.
Hier finden Sie zwei Texte, die Schüler*innen der 11e selbst verfasst haben.
Tami Schütte
Ohne Aussage, ohne Bedeutung
Du redest.
Worte ohne Aussage fliegen durch die Luft.
Sie zerstören,
untergraben alles unter ihrer Nichtigkeit.
Ohne klare Bedeutung.
Nur einzelne, zusammenhangslose Wörter
Verlassen deinen Mund
Ohne, dass du es bemerkst.
Überzeugt von Aussagen,
von denen du nicht weißt,
ob sie der Wahrheit entsprechen,
redest du über Gott und die Welt.
Du sprichst von Weltfrieden,
Leben und Freiheit.
Von großen Dingen,
doch vergisst dabei die Kleinen.
Du redest weiter.
Gebannt hängen alle an deinen Lippen.
Mit Begeisterung nehmen sie
Die Lächerlichkeit deiner Worte in sich auf.
Sie werden nie darüber nachdenken,
sondern vergessen.
Vergessen, dass du geredet hast.
Über alles und nichts.
Niemand wird sich erinnern
An Wörter ohne jegliche Bedeutung,
die Ängste verstecken,
aber nicht ignorieren lassen.
Du redest von großen Dingen.
Und verstehst doch nichts davon.
Vom Wesen der Zeit,
Problemen der Welt sprichst du.
Vergessen macht sich breit.
Die Leute verstreuen
Und du stehst alleine
- ohne Aussage, ohne Bedeutung.
Anonym
Keine Zeit für Träume
Über den Wolken,
blau und frei,
Keine Lasten,
die schönste Malerei.
Der Himmel, mein Freund,
lass mich nicht allein!
Ich breite meine Flügel aus,
gleite sanft gen Sonne,
Er zieht mich, ich schwebe hinaus,
spüre ihn an meiner Haut.
So weit weg von dort,
über der Zeit,
schwerelos.
Sei sanft und leicht,
zart und unvergesslich.
Eine Stimme, leicht wie Sommerregen.
Wir sind unser Planet.
Keiner kann uns zerstören.
Alle Blätter werden braun,
der Himmel grau und kalt.
Ich träum' von einem besseren Ort.
Gib mir Wärme!
Gib mir Licht!
Ich hatte einen Traum,
der mir die Luft zum Atmen nahm,
die Zerstörung merkten wir kaum,
da ist nur die Abhängigkeit, die wir sah'n.
Wir waren die größten Fans,
jubelten ihr entgegen,
liefen ihr blind hinterher.
Es ist nicht mher, wie es einmal war.
Ich geh' in Flammen auf,
ich kann dir nichts mehr geben.
Der Frühling ist vorbei,
ein Leben lang,
es ist zu spät.
Es ist wahr.
Ich weiß gar nicht mehr, wie schön das Fliegen ist.
Keine Zeit für Träume.
Wir waren fast noch Kinder,
niemand hätte verstanden, was da geschah.
Er weiß, wie sehr es schmerzt,
jedes Mal, wenn er davon erzählt,
doch er erzählt die traurigste Geschichte
noch einmal,
er hat sich verloren,
er hat nichts mehr zu geben,
er schaut mich an und würde alles nun versteh'n,
dass unser Leben endlich ist.
Es war nicht seine Absicht,
nicht sein Plan,
zu versteh'n.
Was hast du zu bieten?
Eine harte Hand?
Stellst du sie an die Wand für mich?
Hab kein Erbarmen, das verdienen sie nicht.
Siehst du nur gute Menschen?
Keine Zeit für Träume!
Schmweiß es weg,
egal wohin,
hier unten tust du, was du tust.
Leg dich hin, genieß Vogelgezwitscher,
das Vogelgeschrei des Todes.
Fahr mit deinem Panzer,
wo und über wen du willst,
hier unten tust du, was du tust.
Ich will nur, dass du weißt,
du bist kaum zu ertragen.
Denkst du grad das Gleiche?
Ich bin bereit mich zu ändern,
ich hab' meine Lektion gelernt.
Ich, war fast noch ein Kind.